Computerspiele sind äußerst beliebt. Warum also nicht das sehr trockene Thema elektronische Akte mittels eines Spiels vermitteln? Diese Idee hatten die Landkreise Groß-Gerau, Darmstadt-Dieburg und Lahn-Dill. Ihr Projekt „FileQuest – produktbasierte Aktenpläne spielend erlernen“ wird vom Hessischen Ministerium für Digitalisierung und Innovation mit 337.185 Euro aus der Förderung für smarte Kommunen und Regionen im Programm „Starke Heimat Hessen“ unterstützt.
„Spaß haben und dabei etwas Wichtiges für den beruflichen Alltag lernen. Dies klingt sehr sinnvoll. Denn nicht nur bei Kindern hilft ein spielerisches Vorgehen, um sich Dinge leichter zu merken. Das Spiel hilft hoffentlich auch, die Akzeptanz eines neuen Tools wie der elektronischen Akten zu erhöhen“, sagte Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus.
Bisher habe jede Organisationseinheit eine eigene Ablagelogik erstellen können. Durch die Einführung elektronischer Akten werden produktorientierte Aktenpläne eingeführt, die einer einheitlichen Logik in allen Organisationseinheiten folgen, schildern die Kommunen im Antrag die Ausgangssituation. Ziel sei daher, die Beschäftigten in den Kreisverwaltungen von einem organisations- hin zu einem produktbasierten Aktenplan umzugewöhnen. Dies sei gerade bei infrastrukturübergreifenden Produkten wie der Beschaffung wichtig, um eine konsistente und datenschutzkonforme Datenhaltung zu erreichen.
Entwicklung eines Serious Games
Ziel ist es daher, ein sogenanntes Serious Games zu entwickeln, durch das Ablageregeln und -prozesse in einer eAkte spielerisch erlernt werden können. Spielerische Elemente wie Ranglisten oder Level sollen die Motivation erhöhen, um ein nicht unterhaltsames, berufsbezogenes Thema zu erlernen. Gamification habe sich in mehreren Studien als geeignetes Werkzeug im Sinne des Change Management zur Kompetenzförderung und Wissensvermittlung erwiesen, argumentieren die Antragsteller. Das Spiel soll zusätzlich zu Schulungen oder Handouts angeboten werden. Um Erkenntnisse aus verschiedener Software und Aktenlogiken in die Entwicklung des Spiels einfließen lassen zu können, kooperieren die drei Landkreise. Ziel soll sein, dass alle interessierten hessischen Kommunen das Spiel ebenfalls nutzen können. Zudem sollen die gewonnenen Erkenntnisse über den Einsatz und die Akzeptanz von Gamification im öffentlichen wie auch im privaten Sektor für ähnliche Vorhaben nutzbar gemacht werden, um die Vermittlung von Wissen zu fördern. Dazu kooperieren die drei Landkreise mit der Frankfurt University of Applied Sciences und der Hochschule Darmstadt sowie mit der Steinbeis Transfer GmbH an der Hochschule Darmstadt. Die Hochschule Darmstadt hat bereits das Kartieren von Mondkratern in einem Spiel gestaltet.
Thomas Will, Landrat des Kreises Groß-Gerau, sagte stellvertretend für die drei Kommunen: „Praktische Anwendungen spielerischer Ansätze zu komplexen Themen sind in Schulungsmaßnahmen bisher kaum verbreitet. Daher bietet dieses Projekt ein erhebliches Innovationspotenzial.“
Hintergrund
Um die Kommunen zu unterstützen, Austausch und Vernetzung zu ermöglichen, hat die Hessische Landesregierung im Frühjahr 2020 die Geschäftsstelle Smarte Regionen im Haus der Digitalministerin eingerichtet. Mit dem Programm „Starke Heimat Hessen“ werden die Kommunen bei wichtigen Zukunftsprojekten unterstützt. Über die Förderung smarter Kommunen und Regionen im Programm „Starke Heimat Hessen“ stellt das Land seit 2021 rund 16 Millionen Euro jährlich für kommunale Digitalisierungsvorhaben bereit. Bisher wurden beziehungsweise werden 125 Vorhaben mit einer Gesamtfördersumme von rund 92 Millionen Euro unterstützt. Seit 2025 ergänzt eine neue Förderlinie das Programm: Sie unterstützt die Nachnutzung erprobter, datenplattformbasierter Lösungen. Auch nicht direkt geförderte Kommunen profitieren über Formate des Wissenstransfers, etwa durch die Best-Practice-Datenbank oder Erfahrungskreise.