Hessisches Ministerium für Digitalisierung und Innovation

„Geschichte wird durch interaktive Elemente lebendig und greifbarer“

Besucherinnen und Besucher des Hofheimer Stadtmuseums können sich ab sofort auf digitale Zeitreisen begeben. Zum einen in die Zeit der Michelsberger Kultur in der Jungsteinzeit, zum anderen ins 20. Jahrhundert zum Künstlerkreis um die Hofheimer Kunstsammlerin und Mäzenin Hanna Bekker vom Rath. Möglich macht diese Erweiterung der Dauerausstellung eine Förderung des Landes Hessen im Programm „Starke Heimat Hessen“ über 103.770 Euro für das Projekt „Stadtgeschichtliche digitale Zeitreisen – Digitale Strategien zur Standortvermarktung“. Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus hat sich heute gemeinsam mit Bürgermeister Christian Vogt über die erfolgreiche Umsetzung des Projektes informiert.

„Die Stadt Hofheim geht mit diesem Projekt einen wichtigen digitalen Schritt im kulturellen Bereich. Denn die interaktiven Elemente ergänzen das Lernen und Erleben neben den vielen tollen analogen Exponaten und erleichtern den Zugang zu historischen Epochen und unserer hessischen Vergangenheit. Geschichte wird damit greifbarer, anders als dies Texte oder Fotos vermitteln können. Dies trägt auch zu einer höheren Identifikation mit der Stadtgeschichte bei“, sagte die Ministerin.

Michelsberger Kultur vom Rücken eines Ochsen aus erkunden

Bei der Zeitreise in die Jungsteinzeit können die Besucherinnen und Besucher mittels VR-Brillen die Michelsberger Kultur (4400 bis 3500 v. Chr.) vom Rücken eines Ochsen aus erkunden. Man kehrt als Teil einer Gruppe von Händlern auf den Kapellenberg zurück, kommt an Wächtern vorbei durch den Ringwall und lernt die Siedlung, die heute zu einer der interessantesten und ältesten noch sichtbaren archäologischen Denkmäler im Rhein-Main-Gebiet zählt, kennen. Man bewegt diese Animation mit den Augen. Bei der zweiten Animation werden die Hände benötigt. Die Nutzerinnen und Nutzer können als Restaurator die Scherben einer Vase aus der Jungsteinzeit zusammensetzen, eine Hütte aus Holz bauen und sich im Bogenschießen versuchen. Bei der letzten Aktivität darf man keine Höhenangst haben: Man schwebt in 50 Metern Höhe über dem Kapellenberg. Die eindrucksvollen Aufnahmen wurden mit einer Drohne gemacht. Die fachliche Beratung bei diesem Projekt erfolgte durch Prof. Detlef Gronenborn vom Leibniz-Zentrum für Archäologie.

Mittels digitaler Animationen werden Leben und Werk von Hanna Bekker vom Rath (1893-1983) lebendig. Zum einen gibt es einen dreiminütigen Film über die Hofheimerin und die Funktion ihres „Blauen Hauses“, zum anderen kann man die Mitglieder ihres Künstlerkreises mit Fotos, Werken und Kurzbiografien kennenlernen. Zum Künstlerkreis gehörten unter anderem der Expressionist Karl Schmidt-Rottluff, die Bauhaus-Künstlerin Ida Kerkovius und die Malerin Ottilie Roederstein. In der Animation wurden dabei historische Aufnahmen, Textbausteine und Bilder verwendet.

Laut Bürgermeister Christian Vogt sind das „Pompeji der Steinzeit“ und der Expressionismus in Hofheim zuhause. „Das ist für uns ein großes Privileg – und auch eine Verpflichtung. Deshalb sind wir sehr froh, diese beiden bedeutenden Epochen unserer Stadtgeschichte dank der heutigen Technik wieder auferstehen zu lassen.“

Hintergrund

Um die Kommunen zu unterstützen, Austausch und Vernetzung zu ermöglichen, hat die Hessische Landesregierung im Frühjahr 2020 die Geschäftsstelle Smarte Regionen im Haus der Digitalministerin eingerichtet. Mit dem Programm „Starke Heimat Hessen“ werden die Kommunen bei wichtigen Zukunftsprojekten unterstützt. Über die Förderung smarter Kommunen und Regionen im Programm „Starke Heimat Hessen“ stellt das Land seit 2021 rund 16 Millionen Euro jährlich für kommunale Digitalisierungsvorhaben bereit. Bisher wurden beziehungsweise werden 125 Vorhaben mit einer Gesamtfördersumme von rund 99 Millionen Euro unterstützt. Seit 2025 ergänzt eine neue Förderlinie das Programm: Sie unterstützt die Nachnutzung erprobter, datenplattformbasierter Lösungen. Auch nicht direkt geförderte Kommunen profitieren über Formate des Wissenstransfers, etwa durch die Best-Practice-Datenbank oder Erfahrungskreise.