Das Hessische Ministerium für Digitalisierung und Innovation unterstützt das Projekt „Rathaus 365 und Amt 24/7“ mit rund 498.000 Euro aus der Förderung smarter Kommunen und Regionen im Programm „Starke Heimat Hessen“. Der Landkreis sowie die Stadt Neustadt (Hessen) haben den Antrag gemeinsam gestellt und wollen als Pilotkommunen für die ersten beiden Standorte dienen.
„Behördengänge vom Sofa aus oder aus der Hosentasche heraus zu erledigen, ist eines unserer Ziele der Digitalisierung. Mit der Einführung eines Selbstbedienungsterminals, einem Dokumentenbriefkasten und einem geplanten KI basierten Avatar setzt die Verwaltung auf modernste Technologie, um Bürgerinnen und Bürgern den Zugang zu Verwaltungsleistungen deutlich zu erleichtern. So verbinden wir digitale Innovationen mit echter Bürgernähe. Neben den Bürgerinnen und Bürgern profitieren aber auch die Verwaltungsmitarbeitenden, die entlastet werden und flexibler in ihrer Arbeitszeitgestaltung werden“, sagte Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus. „Besonders an diesem Projekt ist auch der interkommunale Ansatz: Die gemeinsame Umsetzung durch Landkreis und Stadt ist vielversprechend.“
Digitale Verwaltungsleistungen: Flexibel, barrierefrei und mehrsprachig
Das Projekt zielt darauf ab, den Zugang zu kommunalen Verwaltungsleistungen für Bürgerinnen und Bürger flexibler, barrierefreier und moderner zu gestalten. Der digitale Assistent soll verständlich durch die Abläufe führen, fehlende Unterlagen erkennen und Unterstützung in mehreren Sprachen anbieten. Der Service ist barrierefrei, transparent und jederzeit verfügbar. Für die Verwaltung bedeutet dies effizientere Abläufe, weniger Rückfragen und eine schnellere Bearbeitung von Anträgen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden entlastet und können sich verstärkt auf komplexe Anliegen konzentrieren. Mit dieser Innovation möchte die Verwaltung zeigen, wie Bürgernähe und Servicequalität verbessert werden und gleichzeitig die Digitalisierung nachhaltig vorangetrieben werden kann.
Den Anlass für das Projekt sehen die Antragsteller in den zunehmenden Herausforderungen, vor denen Kommunalverwaltungen stehen: Digitalisierung, Fachkräftemangel und der Wunsch nach effizienteren, bürgerfreundlicheren Prozessen. Gleichzeitig nutzen viele Bürgerinnen und Bürger digitale Angebote nur unzureichend, entweder aufgrund technischer Barrieren, fehlender Kompetenzen oder persönlicher Präferenzen. Diesem will das Projekt begegnen, indem es eine innovative Kombination aus intuitiven, digitalen und analogen Prozessen schafft. Das Ziel: Die Terminals bieten rund um die Uhr und an allen Tagen im Jahr, mit barrierefreiem Design und mehrsprachiger Nutzungsführung, die Möglichkeit, Anträge oder andere Anliegen an die Verwaltung zu richten. Prozesse, bei denen der sichere Austausch von Unterlagen, Pässen oder Gegenständen nötig ist, werden über das Terminal mit einem angeschlossenen Dokumentbriefkasten wie eine Packstation umgesetzt. Die Systeme bilden zunächst einen Standardumfang ab, sind aber perspektivisch um viele Anwendungsfälle und Antragsverfahren erweiterbar, wenn diese Form der Umsetzung den Bürgerinnen und Bürgern oder der Verwaltung einen Mehrwert bringt. Zudem sollen digitale Infotafeln aufgestellt werden, die Informationen der Verwaltung in Echtzeit bereitstellen, aber auch für weitere Use-Cases geöffnet werden können.
Interkommunale Zusammenarbeit als Basis für erfolgreiche Digitalisierung
Basis für das Projekt ist die bestehende Interkommunale Zusammenarbeit (IKZ) „Kompetenzcenter Kommunal Digital“ zwischen dem Landkreis und 19 Kreiskommunen. Die beiden Pilotstandorte sollen am Haupthaus der Kreisverwaltung in Marburg sowie in der Stadt Neustadt eingerichtet werden. Bei einem erfolgreichen Verlauf sollen auch die weiteren Kommunen im Kreis folgen. Auch weitere Kommunen in Hessen können profitieren, da das Pilotprojekt gemeinsam mit der ekom21, dem kommunalen IT-Dienstleister in Hessen, umgesetzt wird und entsprechende Schnittstellen zu bestehenden Systemen in den Kommunen berücksichtigt werden.
Mit diesem Modellprojekt leisten wir gemeinsam einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der öffentlichen Daseinsvorsorge und zur digitalen Teilhabe aller Menschen in unserem Landkreis. Da die Umsetzung des Projekts auf der kommunalen Ebene entwickelt wird, ist die Chance groß, dass das Ergebnis auch tatsächlich an den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger orientiert ist und sie von der Digitalisierung unmittelbar vor Ort profitieren können“, betonte Marburg-Biedenkopfs Landrat Jens Womelsdorf.
„Mein Dank gilt dem Landkreis für das Miteinander und dem Land für die großzügige Förderung. Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung wird immer wichtiger, gerade auch im ländlichen Raum. Wir verbessern nun den Service für unsere Kunden spürbar und werden dadurch effizienter“, sagte Neustadts Bürgermeister Thomas Groll.
Hintergrund
Um die Kommunen zu unterstützen, Austausch und Vernetzung zu ermöglichen, hat die Hessische Landesregierung im Frühjahr 2020 die Geschäftsstelle Smarte Regionen im Haus der Digitalministerin eingerichtet. Mit dem Programm „Starke Heimat Hessen“ werden die Kommunen bei wichtigen Zukunftsprojekten unterstützt. Über die Förderung smarter Kommunen und Regionen im Programm „Starke Heimat Hessen“ stellt das Land seit 2021 rund 16 Millionen Euro jährlich für kommunale Digitalisierungsvorhaben bereit. Bisher wurden beziehungsweise werden 125 Vorhaben mit einer Gesamtfördersumme von rund 92 Millionen Euro unterstützt. Seit 2025 ergänzt eine neue Förderlinie das Programm: Sie unterstützt die Nachnutzung erprobter, datenplattformbasierter Lösungen. Auch nicht direkt geförderte Kommunen profitieren über Formate des Wissenstransfers, etwa durch die Best-Practice-Datenbank oder Erfahrungskreise.