Ein besseres und nachfrageorientiertes ÖPNV-Angebot im ländlichen Raum ist das Ziel eines Projektes im Rheingau-Taunus-Kreis. Durch die Echtzeiterhebung der Fahrgastzahlen mittels Sensoren in den Bussen und die gleichzeitige Information darüber an die Passagiere soll die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs attraktiver werden. Die Abbildung der Auslastung in Echtzeit ist auch ein wichtiger Aspekt für die Bundesgartenschau 2029, die im oberen Mittelrheintal stattfindet. Das Projekt „Smart Traffic Management“ wird vom Hessischen Ministerium für Digitalisierung und Innovation über die Förderung smarter Kommunen und Regionen im Programm „Starke Heimat Hessen“ mit 2,25 Millionen Euro unterstützt. Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus hat heute den Förderbescheid an Landrat Sandro Zehner überreicht.
„Wir wollen Hessen smart machen, im städtischen und ländlichen Raum. Die Digitalisierung kann hierzu einen wertvollen Beitrag leisten und die Mobilität im ländlichen Raum unterstützen. Das Projekt im Rheingau-Taunus-Kreis kann hier wichtige Verbesserungen erzielen und die Verkehrs- und Klimawende mit herbeiführen“, sagte die Ministerin.
Wichtige Komponente für die Bundesgartenschau (BUGA) 2029 geschaffen werden
Im Rheingau-Taunus-Kreis besitzen 84 Prozent der Über-18-Jährigen ein Auto. Damit gibt es deutlich mehr Autos als im bundesweiten Schnitt. Der CO²-Fußabdruck liege zudem im ländlichen Raum bis zu 60 Prozent höher als in urbanen Zentren. Ein weiterer Aspekt, das Projekt anzustoßen, ist das Mobilitätskonzept samt Bürgerbefragung aus dem Jahr 2021 gewesen. Dabei wurde das Angebot im öffentlichen Personennahverkehr als unzureichend beurteilt. Daher will der Rheingau-Taunus-Kreis nun versuchen, dieses attraktiver zu gestalten. Mit dem Projekt „Smart Traffic Management“ sollen zum einen alle rund 160 Fahrzeuge mit Sensoren an den Türen ausgestattet werden, um die Nachfrage zu erfassen. Daraus folgernd sollen Qualitätsverbesserungen im Mobilitätsangebot erarbeitet werden. Zudem sollen eventuell Logistikdienstleistungen ergänzt werden, um eine weitere Auslastung zu erreichen und Individualfahrten einzusparen. Die Nutzerinnen und Nutzer der Busse sollen mittels der verbundweiten Datendrehscheibe des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV) sowie über RMV-Webseite und -App in Echtzeit über die Auslastung informiert werden sowie perspektivisch über Infoanzeigen an den Haltestellen. Die Daten sollen zur besseren Fahrgastauskunft um Prognosedaten ergänzt werden. Zum anderen sollen On-Demand-Verkehre eingerichtet werden, also Busse, die nur auf Abruf verkehren. Dazu soll auf die bereits vorhandenen Erfahrungen in Taunusstein und Idstein aufgebaut werden.
Mit dem Projekt soll nicht nur das Angebot im ländlichen Raum verbessert werden, sondern auch eine wichtige Komponente für die Bundesgartenschau (BUGA) 2029 im Oberen Mittelrheintal erprobt und geschaffen werden. Die Topografie des Rheintals stelle sehr hohe Anforderungen an eine attraktive verkehrliche Erschließung der BUGA-Flächen, heißt es im Antrag. Die Rheingau-Taunus-Verkehrsgesellschaft habe daher den Auftrag erhalten, die ÖPNV-Bedingungen mit zu planen. Dabei sollen insbesondere an den Wochenenden Fahrzeuge zum Einsatz kommen, die wochentags im regulären ÖPNV eingesetzt und mit den Sensoren für das Smart Traffic Management ausgerüstet sind. Somit ließe sich rasch auf die aktuelle Nachfrage reagieren.
Region als attraktiven und lebendigen Lebens- und Wirtschaftsraum gestalten
„Die BUGA 2029 wird neben der Würdigung der Kultur- und Naturlandschaften des Oberen Mittelrheintals zukunftsweisende Impulse für die regionale Entwicklung setzen. Sie wird langfristig dazu beitragen, die Region als attraktiven und lebendigen Lebens- und Wirtschaftsraum zu gestalten. Ich freue mich daher, dass das Projekt ‚Smart Traffic Management‘ dazu beitragen wird, die umweltfreundliche Mobilität in der Region zu verbessern und somit den Individualverkehr zu entlasten“, so Heimatminister Ingmar Jung.
Der Rheingau-Taunus-Kreis will sich für das Projekt voraussichtlich an den technischen Komponenten aus Fulda orientieren, wo ein ähnliches Projekt, das ebenfalls durch „Starke Heimat Hessen“ gefördert wird, bereits angelaufen ist. Aufgrund der unterschiedlichen Strukturen – städtischer versus ländlicher Raum – sei keine unmittelbare Übertragbarkeit möglich.
Landrat Sandro Zehner betont: „Wir haben uns die Frage gestellt, wie wir Angebote schaffen können, die sowohl den Fahrgästen nützen, als auch unserer Verkehrsgesellschaft und den Busunternehmen. Das ist ein ganz großer Schritt nach vorn, denn die Digitalisierung bietet hier riesige Chancen und diese Förderung durch das Land Hessen ermöglicht es uns, das auch wirklich umzusetzen. Dafür bedanke ich mich ganz herzlich bei Digitalministerin Kristina Sinemus und dem Geschäftsführer der Rheingau-Taunus-Verkehrsgesellschaft Arno Brandscheid und seinem Team.“
Hintergrund
Um die Kommunen zu unterstützen, Austausch und Vernetzung zu ermöglichen, hat die Hessische Landesregierung im Frühjahr 2020 die Geschäftsstelle Smarte Regionen im Haus der Digitalministerin eingerichtet. Mit dem Programm „Starke Heimat Hessen“ werden die Kommunen bei wichtigen Zukunftsprojekten unterstützt. Über die Förderung smarter Kommunen und Regionen im Programm „Starke Heimat Hessen“ stellt das Land seit 2021 rund 16 Millionen Euro jährlich für kommunale Digitalisierungsvorhaben bereit. Bisher wurden beziehungsweise werden 125 Vorhaben mit einer Gesamtfördersumme von rund 99 Millionen Euro unterstützt. Seit 2025 ergänzt eine neue Förderlinie das Programm: Sie unterstützt die Nachnutzung erprobter, datenplattformbasierter Lösungen. Auch nicht direkt geförderte Kommunen profitieren über Formate des Wissenstransfers, etwa durch die Best-Practice-Datenbank oder Erfahrungskreise.