Marianne Wahnrau aus Darmstadt hat heute für ihr umfangreiches ehrenamtliches Engagement die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhalten. Die 78-Jährige betreut seit 2013 ehrenamtlich die Papiertheatersammlung Röhler in Darmstadt, die zu den umfangreichsten und vielfältigsten in Europa zählt. Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus hat Marianne Wahnrau die Auszeichnung heute im Papiertheater ausgehändigt.
„Marianne Wahnrau hat der Papiertheatersammlung Röhler gemeinsam mit einem kleinen Team wieder neues Leben eingehaucht und ihr neue Aufmerksamkeit gesichert. Dies war und ist angesichts des Umfangs der Sammlung eine unendliche Fleißarbeit“, sagte Ministerin Sinemus mit Verweis auf die noch zahllosen ungesichteten Kartons. „Dank des Engagements wird für die Besucherinnen und Besucher ein kultureller Schatz sichtbar und erlebbar – mit Erfolg: Die Besucherzahlen sind gestiegen und es gibt zahlreiche Anfragen von Sammlern, Spielern, Museen, Universitäten und Bitten um Vorträge.“ Sinemus verwies zudem auf das Fachwissen, das sich Marianne Wahnrau angeeignet habe und die umfassenden Kontakte zu anderen Sammlungen und Museen.
Seit Jahrzehnten der Kultur verschrieben
Die Geehrte engagiert sich seit 1962 auf verschiedenen Feldern im Kulturleben der Stadt Darmstadt. Als Tochter eines Theaterhistorikers ist Marianne Wahnrau von Kindheit an mit Theater vertraut und hat schon in dieser Zeit Figurentheater kennen gelernt. 2013 übernahm sie die ehrenamtliche Betreuung der Sammlung Röhler. Walter Röhler, 1911 in Darmstadt geboren und 1974 in Mörstadt gestorben, vermachte sie 1974 der Stadt Darmstadt. Zunächst lagerte sie in Chargen an verschiedenen Orten, verlor an Ordnung und erlitt Schäden. Indem die Stadt in den 1990er Jahren dem Verein Nachbarschaftsheim den Auftrag erteilte, die Sammlung zu pflegen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, wurde ihr wieder Leben eingehaucht. Die Sammlung bekam ein Zwei-Raum-Domizil in Darmstadt und ehrenamtliche Helfer machten sich an die mühselige Arbeit, Stück für Stück in Mappen und Kästen einzuordnen sowie Computer-Dateien anzulegen. Nachdem der Hortleiter des Nachbarschaftsheims jedoch andere Aufgaben bekam, schrumpfte auch die Zahl der Betreuer und ging schließlich gegen Null. 2013 übernahm dann Marianne Wahnrau die ehrenamtliche Betreuung. Dank ihres Engagements sind in dem beengten Papiertheatermuseum mehr als 100 aufgebaute Bühnen, kunsthandwerkliche Pretiosen und Entwürfe von renommierten Künstlern zu sehen. Es gibt Guckkästen mit Genreszenen und Kulissen- und Figurenbögen.
Das Team hilft zudem bei Papiertheaterprojekten von Schulen und hat auch selbst eine Spielgruppe ins Leben gerufen. Schließlich konnten sie das Darmstädter Original Werner Geyer dafür gewinnen, mit seiner Niebergall-Bühne im gläsernen Dachgeschoss des Hinkelsturms eine Datterich-Fassung darzubieten, gestaltet nach alten Datterich-Figuren- und Kulissenbogen. Der Figurenbogen wurde inzwischen vervielfältigt und erfreut sich großer Beliebtheit bei den Besuchern. Ferner wurde in den Räumen eine Verdunklung zum Schutz der Papierobjekte installiert. Seit 2018 erfolgt die Betreuung der Sammlung zudem in enger inhaltlicher Abstimmung mit dem Institut Mathildenhöhe.
Hintergrund Bundesverdienstkreuz
Der damalige Bundespräsident Theodor Heuss stiftete im Jahr 1951 den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Er wird für besondere Verdienste um die Bundesrepublik Deutschland sowie für Leistungen im politischen, wirtschaftlichen, sozialen und geistigen Bereich verliehen. Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland wird in acht Stufen verliehen. Im Folgenden sind sie nach Höhe der Stufen geordnet, beginnend mit der niedrigsten: Verdienstmedaille, Verdienstkreuz am Bande (umgangssprachlich: „Bundesverdienstkreuz“), Verdienstkreuz 1. Klasse, Großes Verdienstkreuz, Großes Verdienstkreuz mit Stern, Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband, Großkreuz sowie Sonderstufe des Großkreuzes.