Hessisches Ministerium für Digitalisierung und Innovation

Digitalministerin informiert sich über geförderte Plattform zur Sprachbehandlung

Im Durchschnitt ist 1 Prozent der Bevölkerung weltweit vom Stottern betroffen. Um Therapien auch hybrid oder gänzlich online durchführen zu können, hat das KST Institut in Bad Emstal eine Online-Plattform für Sprach-, Sprech- und Stimmtherapien für Logopädinnen und Logopäden entwickelt.

Lesedauer:5 Minuten

Das Projekt „diBS – eine digitale Behandlungsplattform für Sprachpathologien am Beispiel des Stotterns“ wird aus dem Programm Distr@l der Hessischen Digitalministerin mit knapp 413.000 Euro gefördert. Zudem hat das Institut der Kasseler Stottertherapie (KST-Institut) im Frühjahr in der Kategorie „Versorgungsbeispiel mit hohem Patientennutzen“ den vom Hessischen Sozialministerium ausgelobten E-Health-Award erhalten. Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus hat sich heute während ihrer Sommerreise beim KST-Institut informiert.

„Digitalisierung soll dem Menschen dienen. Diese Maxime gilt bei der Kasseler Stottertherapie ganz besonders. Denn moderne Technik hilft unmittelbar den Patientinnen und Patienten bei der Therapie“, sagte Ministerin Sinemus. „Es gibt in Hessen so viele gute Ideen, wie Digitalisierung zu einer Erleichterung und Verbesserung im Alltag beitragen kann. Dies zeigt auch die riesige Resonanz auf unser Distr@l-Förderprogramm.“ Im Bereich E-Health wurden bisher 19 Projekte mit einem Volumen von rund 7 Millionen Euro gefördert.

Therapieren in gemischter Form

diBS soll Logopädinnen und Logopäden in die Lage versetzen, online, in Präsenz oder in gemischter Form zu therapieren. Die Plattform soll dafür alles rund um den Therapieprozess bieten – Organisation, Therapieinhalte, Therapiedurchführung und computergestütztes Üben mit automatischem Feedback sowie Begleitung des Therapieverlaufs in einer Software vereint. Aus verschiedenen Materialien können Therapeutinnen und Therapeuten die Inhalte der Therapie ganz individuell für ihre Patientinnen und Patienten zusammenstellen. Diese bekommen die Möglichkeit, Therapieinhalte mit der Plattform als Aufgaben zu Hause durchzuführen, wobei sie durch störungsspezifische Software oder Therapeutinnen und Therapeuten genaues Feedback erhalten wie gut sie die Übungen machen. Sie sind so nicht mehr alleingelassen mit den Hausaufgaben. Durch die Plattform können Daten über Übungszeiten, -qualität und Therapiefortschritt erfasst werden.

Das Anfang 2022 gestartete Projekt „diBS“ wird am Beispiel des Stotterns aufgebaut. Die Plattform soll aber perspektivisch für alle Störungsbilder der Logopädie erweiterbar sein. Das 1996 gegründete KST-Institut beschäftigt ein interdisziplinäres Team aus IT-Ingenieuren und Sprachtherapeuten. Von Beginn an wurde Software als Übungsergänzung eingesetzt, seit 2016 kam auch Künstliche Intelligenz zum Einsatz. Zudem habe man langjährige Erfahrungen mit Online- und Hybridtherapien. Ziel von diBS sei es, alle bisher genutzten Erfahrungen und Werkzeuge in einer Plattform zu vereinen. Herbert Frosch, geschäftsführender Gesellschafter des KST-Instituts: „Einerseits erleichtert und automatisiert die Plattform die Therapieorganisation durch digitale Prozesse. Und andererseits ist die Software für Patienten sehr attraktiv gestaltet und mit Gaming-Elementen versehen, was nicht nur flüssiges Sprechen fördert, sondern auch Spaß macht.“

Das KST-Institut hat zudem für sein Projekt „Die Onlineplattform freach für eine moderne hybride Stottertherapie“ den E-Health-Award, der alle zwei Jahre vom Hessischen Sozialministerium für innovative Start-ups und Versorgungsprojekte im Gesundheitswesen verliehen wird, erhalten. Mit der Plattform KST-Freach soll betroffenen Menschen der Zugang zu wirksamen Intensivtherapien erleichtert und sie auch online begleitet werden. Die Plattform unterstützt sowohl die Verwaltung von Terminen als auch den Zugang zur E-Learning-Software KST-Flunatic, die seit 2004 von der Kasseler Stottertherapie entwickelt wurde. So wird in der Nachsorge durch den weiterhin online bestehenden Kontakt mit der Therapeutin oder dem Therapeuten als auch durch die Lernsoftware das neu erlernte Sprechmuster im Alltag weiter verbessert und nachhaltig gefestigt. In Kooperation mit den Krankenkassen soll die Online-Plattform in die breite Versorgung gebracht werden.

Hintergrund

Seit Start des Förderprogramms „Distr@l – Digitalisierung stärken, Transfer leben“ im Dezember 2019 wurden 127 Projekte mit einem Gesamtvolumen von mehr als 38 Millionen Euro gefördert, weitere 21,4 Millionen Euro wurden durch die Wirtschaft als Kofinanzierung der Projekte zusätzlich bereitgestellt. In den Jahren 2020 bis 2025 stehen insgesamt 55 Millionen Euro im Landeshaushalt zur Verfügung. Mit dem in Deutschland einmaligen Programm Distr@l soll die digitale Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft unterstützt werden. Distr@l ist themenoffen und zielgruppenorientiert auf Forschungs- und Entwicklungsprojekte ausgerichtet, die einen hohen Innovationsgrad aufweisen. Ziel ist es, insbesondere die Innovationskraft in kleinen und mittleren Unternehmen in Hessen zu stärken, Potenziale von Digitalisierung zu heben und innovative Vorhaben im digitalen Kontext umzusetzen.

Schlagworte zum Thema