Wie sieht das neu gestaltete Bad aus? Mittels Virtual Reality-Brillen können Handwerker ihren Kunden eine genaue Vorstellung ermöglichen. In der Kfz-Werkstatt hilft Augmented Reality bei der Vermessung von Zylinderbohrungen. Wie vielfältig digitale Technologien im Handwerk eingesetzt werden können, darüber informierte sich Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus heute bei ihrem Besuch im Berufsbildungs- und Technologiezentrum „Robert-Werner-Haus“ der Handwerkskammer Wiesbaden. Im Gespräch mit Präsident Stefan Füll, Ausbilderinnen und Ausbildern sowie Auszubildenden kamen nicht nur die Digitalisierung, sondern auch der Fachkräftemangel und der niedrige Frauenanteil zur Sprache. Um insbesondere Frauen für das Handwerk zu interessieren und gleichzeitig digitale Lösungen in der Branche bekannter zu machen, hat der Geschäftsbereich der Hessischen Digitalministerin gemeinsam mit den hessischen Handwerksorganisationen unter dem Dach des Hessischen Handwerkstags das Projekt „Frauen und Digitalisierung im Handwerk“ ins Leben gerufen.
Zukunft des Handwerks
„Das Handwerk ist eine der größten, wichtigsten und abwechslungsreichsten Branchen Hessens. Damit dies so bleibt, müssen wir die Potenziale der Digitalisierung und mit diesem Schub auch die Potenziale von Frauen im Handwerk heben“, sagte Digitalministerin Sinemus. „Dazu müssen wir die vielfach vorhandenen Klischees durchbrechen und das Vorurteil, Bau und Technik sei nichts für Mädchen und mit harter körperlicher Arbeit verbunden, endlich aus den Köpfen vertreiben“, sagte die Ministerin. Sowohl bei der Suche nach weiblichen Nachwuchskräften als auch dem Nutzen der Digitalisierung müsse gemeinsam mit den unterschiedlichsten Akteuren Orientierungsarbeit geleistet werden. Bei der Digitalisierung habe die Corona-Pandemie zwar einen deutlichen Schub auch in den Handwerksbetrieben ausgelöst. „Aber je kleiner das Unternehmen, desto geringer meist der Digitalisierungsgrad“, bedauert Sinemus uns sieht vor allem hier verschenktes Potenzial zum Beispiel zur Gewinnung neuer Kunden und der Verbesserung betriebsinterner Abläufe. Die im Geschäftsbereich der Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung gestartete Initiative „Women go digital“ sei ein Beitrag, ebenso wie der „DigiCheck Kompetenzen“ oder die Seite www.wie-digital-bin-ich.deÖffnet sich in einem neuen Fenster, auf der Anlaufstellen, Projekte und Angebote des Landes Hessen sowie weiterer Anbieter für den persönlichen Weg zur digitalen Kompetenzstärkung gebündelt sind. Um schon frühzeitig die notwendigen digitalen Kompetenzen zu erwerben, ist in diesem Schuljahr zudem an zwölf weiterführenden Schulen in Hessen das neue Unterrichtsfach „Digitale Welt“ gestartet. In diesem werden grundlegende Kompetenzen der Informatik mit der ökonomischen und ökologischen Bildung verbunden.
„In den drei Berufsbildungs- und Technologiezentren der Handwerkskammer Wiesbaden werden pro Jahr 9.000 Auszubildenden ergänzend zur berufspraktischen Ausbildung im Betrieb in den neusten Techniken und Technologien geschult. Der Name Technologiezentrum ist dabei Programm. Unsere drei Lernorte halten zur Fachkräftesicherung im Handwerk die neusten Maschinen und Technologien vor: Vom Schweißroboter über die 5-Achs-Fräsmaschine hin bis zur 3-D-Planungssoftware und zu VR-Brillen“, erklärte der Präsident der Handwerkskammer Wiesbaden, Stefan Füll. Aber auch die Meisterausbildung findet seit der Corona-Pandemie hybrid statt, so dass den Teilnehmenden teils längere Anfahrtswege erspart bleiben. Zentrale Aufgabe des Berufsbildungs- und Technologiezentrums der Handwerkskammer ist eine zu den Ausbildungsbetrieben ergänzende überbetriebliche Ausbildung. Zudem bilden sie Meister aus und bieten Fortbildungen für Fachkräfte an.
Hintergrund
Deutschlandweit lag 2021 der Frauenanteil im Handwerk bei 18,3 Prozent. Allerdings verteilt sich der Anteil in den Gewerken äußerst unterschiedlich. Während der kreative Bereich wie Kosmetik, Maßschneiderei, Konditorei, Gold- und Silberschmiede sowie Friseure sehr stark von Frauen dominiert ist, verhält es sich in den gewerblich-technischen Berufen genau umgekehrt. Bei Maurern und Betonbauern liegt der Frauenanteil beispielsweise bei 1,1 Prozent, bei Informationstechnikern bei 1,9 Prozent und bei Klempnern/Spenglern bei 2,1 Prozent.