Eines der Projekte ist die Entwicklung eines urbanen „Digitalen Zwillings“ – eines digitalen 3D-Modells der Stadt. Das Projekt „Smart City 2030 – Wiesbaden goes smart“ wurde vom Hessischen Ministerium für Digitalisierung und Innovation über die Förderung smarter Kommunen und Regionen im Programm „Starke Heimat Hessen“ mit 2,25 Millionen Euro unterstützt. Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus hat sich heute gemeinsam mit Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende, Smart-City-Dezernentin Maral Koohestanian sowie Bau- und Verkehrsdezernent Andreas Kowol eine erste Entwicklungsstufe des Modells angeschaut. Zudem überreichte die Ministerin einen Bescheid über weitere 1,74 Millionen Euro. Mit dem Geld sollen neue innovative Use Cases mit dem Fokus auf Künstlicher Intelligenz umgesetzt werden.
„Die erste Förderung war ein bedeutender Meilenstein für die Transformation der Landeshauptstadt in eine Smart City. Dank Ihres partizipativen Ansatzes haben Sie die Bürgerinnen und Bürger aktiv in die Gestaltung der Stadt einbezogen. So konnten intelligente Lösungen dort angewandt werden, wo sie für Menschen spürbare Verbesserung bewirken. Der ‚Digitale Zwilling‘ ermöglicht eine ganz andere Form des Arbeitens und Planens. Mit der weiteren Förderung können Sie auf das bisher Erreichte aufbauen und gerade mittels Künstlicher Intelligenz auch für eine Entlastung an den unterschiedlichsten Stellen sorgen“, sagte die Ministerin.
Der „Digitale Zwilling“ bildet die Stadt virtuell ab und integriert Geodaten, Luftbilder und Planungsinformationen. Er dient als Instrument zur datenbasierten und transparenten Stadtentwicklung und macht künftige Veränderungen im Stadtbild frühzeitig sichtbar. Dadurch lassen sich räumliche Veränderungen simulieren, Planungsprozesse visualisieren und komplexe Sachverhalte anschaulich darstellen. So können in Zukunft Auswirkungen von Bauvorhaben auf Schattenwurf oder Hochwasserrisiken untersucht, Verkehrsflüsse analysiert oder stadtklimatische Entwicklungen nachvollzogen werden. Auch individuelle Fragestellungen, etwa zur Eignung von Dachflächen für Solaranlagen, lassen sich beantworten. Zudem können Standortinformationen zum Beispiel zu E-Ladesäulen, Beratungsstellen oder kulturellen Einrichtungen abgerufen werden.
„Digitaler Zwilling“ soll sukzessive ausgebaut werden
Das Projekt wurde federführend durch das Referat für Smart City sowie die Stadtvermessung im Tiefbau- und Vermessungsamt entwickelt – unter Mitwirkung mehrerer städtischer Fachbereiche. Die zuständigen Dezernenten, Maral Koohestanian und Andreas Kowol, präsentieren bewusst ein frühes Entwicklungsstadium, um die Beteiligung in der weiteren Entwicklung zu fördern. Die Weiterentwicklung soll schrittweise erfolgen. Zunächst werden Grundlagen wie Geo-, Infrastruktur- und Sensordaten eingebunden, anschließend folgen Pilotprojekte und die Integration weiterer Anwendungsfälle, perspektivisch auch Analyse- und Simulationswerkzeuge. Der initiale Projektzeitraum beträgt mindestens fünf Jahre; die strategische Nutzung und Weiterentwicklung sind langfristig auf 20 bis 30 Jahre angelegt.
Smart-City-Dezernentin Maral Koohestanian erklärte: „Mit dem urbanen digitalen Zwilling setzen wir einen Meilenstein für eine zukunftsfähige Stadtverwaltung. Er ist mehr als ein interaktiver Stadtplan, indem vielfältige kommunale Daten zusammengeführt, visualisiert und analysiert werden können. Er dient als Grundlage für eine smarte Stadtverwaltung. Das Planungsinstrument unterstützt eine nachhaltige Stadtentwicklung, bei dem wir Auswirkungen von Maßnahmen auf Umwelt, Mobilität und Lebensqualität ganzheitlich betrachten und zielgerichteter steuern können.“
Bau- und Verkehrsdezernent Andreas Kowol ergänzte: „Das Tiefbau- und Vermessungsamt sammelt und verarbeitet schon seit Jahrzehnten Geodaten. Heute machen wir einen großen Sprung, was die grafische Aufbereitung und Veranschaulichung dieser Informationen angeht. Jede Bürgerin und jeder Bürger bekommt mit der neuen interaktiven Karte Zugriff auf spannende Darstellungen unserer Stadt, viele davon in 3D.“
Künstliche Intelligenz steht bei neuen Projekten im Fokus
Bei der weiteren Förderung soll der Fokus auf dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz liegen. Beispielsweise sollen künftig an publikumsstarken Orten, wie im Bürgerbüro und im Rathaus, innovative KI-gestützte Chat-Avatare Bürger-Anfragen jeglicher Art beantworten. Unabhängig von der Nutzung Künstlicher Intelligenz sollen zudem unter begrünten Flachdächern Wasserspeicher installiert werden, die Regenwasser auffangen und zwischenspeichern, um im Sommer als Wasserreservoir zur Verfügung zu stehen sowie für Kühlungseffekte zu sorgen. Diese intelligenten Dächer können somit einen Beitrag zur Begrünung und Kühlung größerer Gebäude der Stadt Wiesbaden liefern und das Kanalnetz bei Starkregen nachhaltig entlasten.
„Die Förderung durch das Land Hessen ist eine wertvolle Anerkennung für den Weg, den Wiesbaden in Richtung digitale Zukunft eingeschlagen hat. Sie ermöglicht es uns, innovative Projekte weiter voranzutreiben – mit dem Ziel, unsere Stadt noch lebenswerter, nachhaltiger und vor allem bürgernäher zu gestalten“, sagte Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende.
Hintergrund Smart City Wiesbaden
Für weitere Informationen zur Entwicklung steht das Referat für Smart City smartcity@wiesbaden.de und die Abteilung Stadtvermessung im Tiefbau- und Vermessungsamt geodaten@wiesbaden.de zur Verfügung.
Der Digitale Zwilling der Landeshauptstadt Wiesbaden ist auf der städtischen WebsiteÖffnet sich in einem neuen Fenster sowie im Zukunftswerk im Luisenforum, Kirchgasse 6, 2. Obergeschoss, auf einem Multi-Touch-Tisch öffentlich zugänglich. Das Zukunftswerk ist von Montag bis Freitag jeweils von 9 bis 16 Uhr geöffnet.
Hintergrund Förderprogramm „Starke Heimat Hessen“
Um die Kommunen zu unterstützen, Austausch und Vernetzung zu ermöglichen, hat die Hessische Landesregierung im Frühjahr 2020 die Geschäftsstelle Smarte Regionen im Haus der Digitalministerin eingerichtet. Mit dem Programm „Starke Heimat Hessen“ werden die Kommunen bei wichtigen Zukunftsprojekten unterstützt. Über die Förderung smarter Kommunen und Regionen im Programm „Starke Heimat Hessen“ stellt das Land seit 2021 rund 16 Millionen Euro jährlich für kommunale Digitalisierungsvorhaben bereit. Bisher wurden beziehungsweise werden 125 Vorhaben mit einer Gesamtfördersumme von rund 99 Millionen Euro unterstützt. Seit 2025 ergänzt eine neue Förderlinie das Programm: Sie unterstützt die Nachnutzung erprobter, datenplattformbasierter Lösungen. Auch nicht direkt geförderte Kommunen profitieren über Formate des Wissenstransfers, etwa durch die Best-Practice-Datenbank oder Erfahrungskreise.