Digitalministerin Sinemus nimmt Starkregenfrühalarmsystem im Landkreis Fulda final in Betrieb

Hessisches Ministerium für Digitalisierung und Innovation

Digitalministerin Sinemus nimmt Starkregenfrühalarmsystem im Landkreis Fulda final in Betrieb

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Digitalisierung kann helfen, Schäden durch Wassermassen zu minimieren. Im Landkreis Fulda ist jetzt eine gebietsgenaue und frühzeitige Warnung vor Starkregen oder Überflutungen dank des Einsatzes digitaler Technologien flächendeckend möglich. Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus hat heute das Starkregenfrühalarmsystem gemeinsam mit Landrat Bernd Woide und Künzells Bürgermeister Timo Zentgraf final in Betrieb genommen. Nach dem Start in vier Pilotkommunen sind inzwischen in allen 23 Kommunen des Landkreises Fulda rund 200 Sensoren in Abwasserkanälen, an Brücken, öffentlichen Gebäuden und an Gewässern betriebssicher installiert, die vor allem die Niederschlagsmengen, die Gewässerpegel und das Abflussverhalten in Echtzeit messen. Das Hessische Digitalministerium hat das Projekt mit 828.000 Euro aus dem Programm „Starke Heimat Hessen“ gefördert. Die Gesamtkosten belaufen sich auf knapp eine Million Euro.

„Das Starkregenfrühalarmsystem ist ein echtes Leuchtturmprojekt, das wir deshalb gerne gefördert haben. Denn von den Erfahrungen hier im Landkreis Fulda können alle Kommunen profitieren, was angesichts der vermehrt auftretenden Extremwetterereignisse immer mehr an Bedeutung gewinnt“, sagte die Digitalministerin vor Ort. „Dieses Projekt ist der beste Beweis, dass Digitalisierung bei konkreten und sehr bedrohlichen Problemen in den Kommunen helfen kann. Das System hat seit Beginn der Installation auch schon mehrfach den Praxistest bestanden und einen Alarm ausgelöst. Daher ermutige ich alle Kommunen in Hessen, sich dieses Modellprojekt anzuschauen und sich bevorzugt in interkommunaler Kooperation mit dem Thema zu befassen. Und von den Bürgerinnen und Bürgern wünsche ich mir, dass sie sich die App installieren, um rechtzeitig gewarnt werden zu können. Überflutungen werden damit zwar nicht verhindert, aber die Folgen können dank des Zeitvorsprungs verringert werden.“

Das System misst in Echtzeit Niederschlag, Pegelstände und Abflussverhalten und kombiniert diese Daten mit den Werten des Deutschen Wetterdienstes. Im Bedarfsfall löst das System in Sekundenschnelle einen Alarm bei Bürgerinnen und Bürgern, Rettungskräften und Verwaltung per SMS, E-Mail oder VoiceCall aus. Künstliche Intelligenz kommt bei der Auswertung der Daten zum Einsatz: Die Messergebnisse werden automatisiert analysiert, um den Alarmierungsprozess selbstlernend zu optimieren. Aktuell ist es das einzige System auf dem Markt, das flächig einen kompletten Landkreis bei drohender Gefahr in mehreren Stufen alarmiert.

Unterstützung durch interdisziplinäres Team

Landrat Bernd Woide unterstrich die Wichtigkeit des Projekts: „Unsere Ausgangsbasis waren die zehn Gewässerpegel des Hessischen Landesamtes, die an den größeren Gewässern wie der Haune, der Ulster und der Fulda die Wasserstände gemessen haben. Mit den nun insgesamt 200 vorhandenen Sensoren gibt es nun eine viel breitere Datenlage. Mit dem Projekt war uns auch daran gelegen, die Besonderheiten unserer ländlichen Region abzubilden und die Sensorik insbesondere an kleineren Gewässern zu verbauen, die bei Sturzflutereignissen zu reißenden Flüssen werden können. Die Förderung des Landes war die Initialzündung, die dieses weitreichende und dynamische Projekt möglich gemacht hat. Es liegt nun an jeder Bürgerin und an jedem Bürger sich dieses Alarmsystem durch die Nutzung der App zu eigen zu machen.“ Bürgerinnen und Bürger können die Infos für ihr Einzugsgebiet über die Webseite www.starkregen.deÖffnet sich in einem neuen Fenster abrufen. Um die Pegeldaten und Niederschlagswerte sowie die Warnungen auch auf dem Smartphone zu erhalten, kann die kostenfreie „Starkregen App“ in den App Stores für Android und Apple heruntergeladen werden.

Die Untere Wasserbehörde des Landkreises Fulda hatte zu Beginn des Projekts im Herbst 2021 ein interdisziplinäres Team aus Vertreterinnen und Vertretern des Amtes für Bodenmanagement Fulda, der Firma Spekter und der EDAG PS zusammengestellt. Weitere Unterstützer im Projekt sind der „Runde Tisch Geodateninfrastruktur“ (GDI) sowie fachlich das RP Kassel, das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) und verschiedenste Fachbüros. Durch die Beteiligung von 23 Kommunen und kreisfreien Städte wird eine Vielfalt von kommunalen Strukturen abgebildet und damit die Grundlage geschaffen, dass diese Anwendung übertragbar ist und in der Fläche funktioniert.

Auf dem Spielplatz in Künzell-Dirlos, der immer wieder überflutet wird, wurde bei dem Termin der finalen Inbetriebnahme beispielhaft gezeigt, wie die mobilen Hochwasser-Barrieren errichtet werden, um zu verhindern, dass das Wasser in den Ort hineinläuft. „Das Starkregenfrühalarmsystem ist eine absolut sinnvolle Ergänzung unserer bisherigen Bemühungen. In der Vergangenheit hätte uns diese Einrichtung bestimmt schon gute Dienste erwiesen. Bauliche Maßnahmen wie hier am Grumbach müssen trotzdem umgesetzt oder mobile Schutzeinrichtungen beschafft werden, um vorhandene Eng- bzw. Problemstellen im Bedarfsfalle zu optimieren. Die Angst vor den Folgen aus dem Klimawandel und den damit entstehenden neuen Wetterphänomenen kann durch eine jetzt vorhandene optimierte und zeitnahe Datengrundlage etwas abgemildert werden. Die Möglichkeit des sinnvollen Eigenschutzes wird dadurch ebenfalls erhöht“, erklärte Künzells Bürgermeister Timo Zentgraf.

Hintergrundinformationen Programm „Starke Heimat Hessen“

Um die Kommunen zu unterstützen, Austausch und Vernetzung zu ermöglichen, hat die Hessische Landesregierung im Frühjahr 2020 die Geschäftsstelle Smarte Regionen im Haus der Digitalministerin eingerichtet. Mit dem Programm „Starke Heimat Hessen“ werden die Kommunen bei wichtigen Zukunftsprojekten unterstützt. Dazu zählen unter anderem Kinderbetreuung, Gesundheitsversorgung oder die Stärkung des ÖPNVs. Rund 20 Millionen Euro stehen jährlich von 2020 bis 2024 im Digitalministerium zur Verfügung, die in drei Maßnahmen aufgeteilt sind. Jeweils vier Millionen Euro fließen von 2020 bis 2024 in die Digitalisierungsplattform Civento. Weitere knapp 16 Millionen Euro wurden 2020 für die Verwaltungsdigitalisierung zur Verfügung gestellt. Und drittens werden von 2021 bis 2024 jeweils bis zu 16 Millionen Euro für die Förderung kommunaler Vorhaben verwendet, die innovative Projekte in Themenfeldern der Digitalisierung kommunaler Handlungsfelder im Sinne von Smart City / Smart Region betreffen. Projekte werden mit 100.000 Euro bis 2,5 Millionen Euro unterstützt – bei einer Förderquote von 90 Prozent und einer maximalen Laufzeit von zwei Jahren. 

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