Bereits zum zweiten Mal hat die Hessische Staatskanzlei gemeinsam mit dem Geschäftsbereich der Hessischen Digitalministerin wegweisende Projekte in Hessen ausgezeichnet, die digitale Lösungen einsetzen, um das Engagement vor Ort zu stärken, die Beteiligung am kommunalen Leben ermöglichen oder als smarte Hilfe in allen Lebenslagen fungieren. 84 Projekte hatten sich beim Wettbewerb „Hessen smart gemacht – Miteinander lokal digital 2022“ in vier Kategorien bis April 2022 beworben. In jeder Kategorie wurden jeweils drei Preise vergeben, die mit 5.000 Euro, 3.000 Euro und 2.000 Euro dotiert sind. Bewerbungen um den Preis konnten von Kommunen, Vereinen, Stiftungen, Genossenschaften, Initiativen, Kirchen und gemeinnützigen Unternehmen, Einrichtungen und Organisationen eingereicht werden.
Hessen smart gemacht
Diese zwölf Projekte wurden ausgezeichnet
Smarte Beteiligung
Die Beteiligungsplattform der Gemeinde Fränkisch-Crumbach im Odenwaldkreis bietet Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, sich online an Planungs- und Bauvorhaben der Gemeinde zu beteiligen, eigene Ideen und Anregungen einzubringen, Fragen zu stellen und zu diskutieren. Zur Veranschaulichung der Vorhaben werden – neben Text- und Bildmaterial – Baupläne (Grundrisse) maßstabsgetreu mit unterschiedlichen Detaillierungsgraden digital zur Verfügung gestellt. Anmerkungen lassen sich dann als Marker auf dem Lageplan verorten und beschriften. Diese Anmerkungen können von Dritten – auch der Verwaltung – bewertet, kommentiert oder ergänzt werden. Die gesammelten Ergebnisse dienen den Gremien als Entscheidungsgrundlage.
Das Online-Austauschprojekt der Universitätsstadt Gießen und Windhoek/Namibia vernetzt Jugendliche aus beiden Städten und lässt sie gemeinsame Produkte oder Kampagnen entwickeln und umsetzen, die ihre Communities oder eine gewählte Zielgruppe informieren, aktivieren und im Alltag unterstützen. In verschiedenen Phasen tauschen sich die Jugendlichen auf Englisch online aus und erarbeiten die gemeinsamen Vorhaben in eigenen interkontinentalen Mikroprojekten. Sie zielen zum Beispiel darauf ab, Leitfäden für ihre jeweiligen Quartiere zu entwickeln, um andere zu motivieren, sich selbst für die Gemeinschaft zu engagieren. Das interkontinentale Projekt funktioniert ausschließlich durch die Nutzung digitaler Kommunikationswege und mit Hilfe digitaler Tools. So kommen für die Produktentwicklung unter anderem auch 3D-Drucker in beiden Ländern zum Einsatz.
Der Landkreis Waldeck-Frankenberg hat von Januar 2021 bis Mai 2022 ein Alltagsradverkehrskonzept erstellt. Im Rahmen der Erstellung erfolgte eine breite Beteiligung der Bevölkerung, von Multiplikatoren, fachlich relevanten Stellen, den Trägern öffentlicher Belange und der Kommunen. Die Bürgerbeteiligung fand in zwei Online-Foren statt sowie in Präsenz. Mittels einer interaktiven Karte im Internet konnten Bürgerinnen und Bürger Aussagen zur Bestandsaufnahme und zu den abgeleiteten Maßnahmen des Fachbüros tätigen. Alle Hinweise und Kommentare wurden dadurch erfasst und für andere sichtbar gemacht.
Smarte Gemeinschaft
Die gute Stunde (huma_K) ist eine gemeinnützige Initiative in Wiesbaden, die digitale, dialogische Kulturveranstaltungen für ältere Menschen organisiert und damit kulturelle, soziale und digitale Teilhabe stärkt, sowie lokales und digitales Miteinander fördert. Das Projekt richtet sich an ältere Menschen in Pflegeeinrichtungen und zuhause. Die interaktiven Lesungen, Konzerte etc. finden nachmittags statt. Ein Schwerpunkt ist die Einbeziehung von lokalen Akteuren (Digital-Guides, Senioreneinrichtungen, Mehrgenerationenhäuser, Kulturschaffende). Ziel ist es, Vereinsamung entgegen zu wirken, Vernetzung und Partizipation zu fördern sowie digitale, soziale und kulturelle Barrieren abzubauen.
Ziel des Projektes der Gemeinde Biebertal mit ehrenamtlichem Redaktionsteam und dem Kooperationspartner Technische Hochschule Mittelhessen (THM) ist die Konstituierung einer digitalen Biebertaler Öffentlichkeit durch ein webbasiertes Lokalfernsehen via Aufbau der Mediensystemtechnik (THM) und einer ehrenamtlichen Nachrichten- und Videoredaktion vor Ort für ein tagesaktuelles und kulturelles Gedächtnis. Es wird eine nutzeroptimierte Plattform für unterschiedliche, auch nicht-technikaffine Nutzergruppen eingesetzt. Der Einsatz und die damit einhergehende Medienbildung und -qualifizierung von „Bürgerreportern“ ist ein zentraler Aspekt des Projektes. Die von „Bürgerreportern“ produzierten Inhalte werden nach der Qualitätskontrolle vom Redaktionsteam freigegeben und gesendet.
Die KiTa-App „Stramplerbande“, wurde in allen Kitas der Stadt Bad Homburg vor der Höhe installiert und wird dort aktuell mit Fachkräften und Eltern getestet. Die Information und Beteiligung der Eltern läuft derzeit. In allen Kitas wurde öffentliches WLAN bereitgestellt, welches sowohl von Fachkräften als auch von Eltern genutzt werden kann. 50 der 380 Fachkräfte wurden bereits mit Tablets ausgestattet, welche Zugang zur KiTa-App, zu Lerntools für die Nutzung mit Kindern sowie zur Kollaborationslösung der Verwaltung geben. Der weitere Rollout für alle Fachkräfte ist geplant. Ziel des Projekts ist: Fördern des Informationsaustauschs und der Kommunikation zwischen KiTa-Fachkräften, Eltern, Kind und Verwaltung durch Installation einer KiTa-App und Ausstattung der Fachkräfte mit geeigneter Technik.
Smarte Helfer
Ziel des Projekts der Initiative „Luftsprung", die ihren Sitz im Main-Taunus-Kreis hat, ist es junge Menschen zwischen 16 und 25 Jahren mit nicht sichtbaren chronischen Erkrankungen wie Mukoviszidose, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Multipler Sklerose und Rheuma mit einem digitalen Workshop und Einzelcoachings fit für den ersten Arbeitsmarkt zu machen. Die digitalen Workshops umfassen drei Module und maximal zwölf Teilnehmende. Von Bewerbungstraining, über psychologische Skills und einer Potenzialanalyse (Stärken und Schwächen – Talente für ein mögliches Berufsbild) werden die Kernthemen des Berufseinstiegs adressiert. Die Umsetzung im digitalen Raum ist für diese Zielgruppe besonders geeignet, da unterschiedliche physische Einschränkungen analoge Workshops deutlich erschweren und so das Format sehr niedrigschwellig angeboten werden kann.
Auf Grundlage der Erlebnisausstellung „Hallo Freiheit! Zusammen über Barrieren“ erstellt das Projekt der Frankfurter Stiftung für Gehörlose und Schwerhörige einen digitalen Zwilling, um Lösungen zum interaktiven Miterleben und Informationsaustausch zu bieten, zum Beispiel Empowerment für Jugendliche mit Hörbehinderungen. Mit Begeisterung sollen sowohl Menschen mit (nicht sichtbaren) Beeinträchtigungen samt ihrem Umfeld gestärkt werden als auch zum gemeinsamen Netzwerken angeregt und ermuntert werden. Ebenso ist die Aufklärung und Inklusion von Menschen ohne Beeinträchtigung ein Anliegen. Dazu werden Erfahrungen untereinander „Mit-Erlebbar“ und bieten Einblicke in und „Fair“ständnis für die Welten mit Hörbehinderungen. Aus dem SmartTwin-Prototypen werden inklusive barrierefreie Lösungen wie zum Beispiel die Weiterentwicklung des Escape Games (als Serious Game für verteilte Teams) auch mit Gebärden-Hinweisen der Deutschen Gebärdensprache entwickelt.
Das Projekt der Sprendlinger Turngemeinde 1848 strebt die rundum Digitalisierung der Sportvereinsaktivitäten mit dem Zukunftsziel der Vernetzung von Sportvereinen mit Städten und Verbänden an. Die ehrenamtliche Arbeit soll ergänzt und erleichtert werden durch eine selbst entwickelte Cross-Plattform-App. Seit 2019 wird mit Mitgliedern, Übungsleitern, hauptamtlichen Mitarbeitenden und weiteren Vereinsaktionären ein umfassendes digitales System entwickelt, das bürokratische und organisatorische Prozesse automatisiert und optimiert. Die ehrenamtliche Arbeit soll entlastet werden, um die Qualität dieser zu verbessern und mehr Menschen dafür gewinnen zu können.
Smartes Lernen
smartPAPER etabliert im Unterricht der Arnold-Bode-Schule in Kassel adaptive und individualisierte Lernprozesse und Lernortkooperationen. Mit dieser digitalen Bildungsplattform wird Lernen unterstützt und nachhaltige Interaktionen zwischen Lernenden und Lehrenden realisiert. smartPAPER wird von den Lehrkräften zur Umsetzung von zukunftsorientiertem Lehren und Lernen entwickelt. Das Konzept wird seit 2018 in der beruflichen Bildung eingesetzt. Die Basis bilden Selbsteinschätzungen der Lernenden, auf deren Grundlage individuelle Aufgaben generiert werden. Dadurch entsteht ein Lernsetting mit Individualisierung und stringenter Didaktik und Kompetenzentwicklung. Durch den komplett digitalen Ansatz ist ort- und zeitunabhängiges Lernen möglich. Lernortkooperationen und lernfeldübergreifendes Lehren sind ebenso im Konzept integriert.
Ältere Bürgerinnen und Bürger aus Frankfurt und Schüler der 11. Klasse der Musterschule erarbeiten sich in dem gemeinsamen Projekt der Musterschule sowie der Goethe-Universität Frankfurt Wissen über die Funktionsweise von Künstlicher Intelligenz (KI). Mithilfe dieses erworbenen Wissens werden öffentlich zugängliche Podcasts erstellt, die die Perspektiven beider Gruppen im Hinblick auf Nutzungsmöglichkeiten und Grenzen der Nutzung von KI im Alltag ausloten. Ziel ist es, die Medienkompetenz in allen Altersgruppen auch im Hinblick auf komplexe Themen zu stärken und einen generationenübergreifenden Diskurs zur Digitalisierung des Alltags zu fördern.
Der digi_space des Kreises Bergstraße stellt digitale Technologien und Hilfe für Projekte und Ideen von Kindern und Jugendlichen kostenfrei zur Verfügung. Ziel ist es, die digitalen Kompetenzen, die Future Skills zu fördern und die Chancen digitaler Technologien zu vermitteln. Der digi_space ist ein Makerspace. Mit den Schwerpunkten Kommunikation, IT und 3D möchte er zeigen, dass digitale Technologien etwas für alle sind und nicht nur „Nerds“ betrifft. Die Themen, Workshops und Projekte im digi_space sind dementsprechend vielfältig. Von den Grundlagen der Elektronik über die Sensortechnik bis zur Künstlichen Intelligenz, vom offenen Angebot über spezifische Workshops bis zu Citizien Science-Projekten.