Hessisches Ministerium für Digitalisierung und Innovation

Neuausrichtung des KTE Hessen

Medizinische Versorgung in der Fläche soll mittels Digitalisierung gestärkt werden. Digitalministerin stellt neue Fokussierung und digitale Beratungen des Kompetenzzentrums für Telemedizin und E-Health Hessen vor.

Das Gesundheitssystem hat in den vergangenen zwei Jahren erhebliche Veränderungen erfahren, unter anderem durch die Einführung der elektronischen Patientenakte, Digitale Gesundheitsanwendungen oder telemedizinische Sprechstunden. Weil Bedarfe, Belastungen und finanzielle Möglichkeiten der unterschiedlichen medizinischen Sektoren höchst heterogen sind, fokussiert sich das 2018 von der Hessischen Landesregierung gegründete Kompetenzzentrum für Telemedizin und E-Health HessenÖffnet sich in einem neuen Fenster Öffnet sich in einem neuen Fenster(KTE Hessen) vorerst künftig auf eine Zielgruppe, niedergelassene Ärztinnen und Ärzte und ihre Praxisteams. Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus hat heute – passend zum bundesweiten Digitaltag – die neue Fokussierung und die erweiterten digitalen Beratungsangebote vorgestellt.

„Die Digitalstrategie des Landes Hessen stellt den Mensch in den Mittelpunkt – Digitalisierung soll den Menschen dienen. Daher setzen wir einen besonderen Schwerpunkt auf die digitale Gesundheit und eine gute medizinische Versorgung – gerade auch im ländlichen Raum“, sagte die Ministerin. „Wir möchten in Hessen den Akteuren im Gesundheitsdienst bei der Digitalisierung und Modernisierung ihrer Dienstleistungen und Organisation den Rücken stärken. Ich wünsche mir, dass wir bis 2030 ein digitales, resilientes und patientenzentriertes Gesundheitssystem haben, das Hessen und Deutschland wieder zum internationalen Pionier werden lässt.“ Ministerin Sinemus zeigte sich überzeugt, dass durch eine umfassende und individuell zugeschnittene Beratung das vorhandene Potenzial stärker ausgeschöpft werden könne. Eine Studie des Digitalverbands Bitkom aus diesem Jahr unterstreicht den Handlungsbedarf: Während Ärzte in Kliniken mehrheitlich offen für digitale Gesundheitsangebote sind, sehen dies niedergelassene Ärztinnen und Ärzte noch eher skeptisch – lediglich 53 Prozent betonen die Chancen und 39 Prozent die Risikoperspektiven. Dies ist ein Indiz, dass die Herausforderungen des digitalen Wandels und der Unterstützungsbedarf für Praxen aufgrund ihrer kleineren Organisationsstruktur und der aktuell hohen Anforderungen merklich größer sind.

Die vom KTE Hessen angebotene Beratung erfolgt in mehreren Stufen. Mittels einer Digi-Bestandsaufnahme der Praxisabläufe, die durch einen Online-Fragebogen erfolgt, gibt es eine erste Rückmeldung zum Digitalisierungsstand der Praxis. Darauf basierend können sich die Ärztinnen und Ärzte oder ihre Praxisteams für einen individualisierten Beratungstermin, die Digi-Praxisstunde, an das Kompetenzzentrum wenden, um Unterstützung für die unterschiedlichen Anforderungen, beispielsweise bei der Einführung der seit Jahresbeginn verfügbaren elektronischen Patientenakte zu erhalten, aber auch Tipps, wo die Digitalisierung Erleichterungen bringen kann – sowohl für das Praxisteam als auch die Patientinnen und Patienten.

„Mit der Neuausrichtung des Kompetenzzentrums kommen wir unserem Ziel aus der Digitalstrategie näher, in Hessen bedarfsgerechte digitale Versorgungsformen zu fördern und die Vernetzung im Gesundheitsdienst zu verstärken. Ein besonderer Schwerpunkt soll die digitale Stärkung der medizinischen Versorgung in der Fläche bilden“, erläuterte die Digitalministerin. „Der direkte Patientenkontakt kann und soll nicht dauerhaft oder in jedem Fall durch digitale Methoden ersetzt werden. Aber viele organisatorische Aspekte der Patientenversorgung können durch digitale Hilfsmittel vereinfacht, unterstützt oder beschleunigt werden. Damit können Ärztinnen und Ärzte mehr Zeit für die Gesundheit ihrer Patientinnen und Patienten aufwenden und nicht für die IT.“ Sinemus kündigte zudem an, dass ab Ende Juli eine Digi-Trainingsplattform zur Verfügung steht, auf der Praxisinhaberinnen und -inhaber auf einer sicheren Serverstruktur vier Wochen neue Soft- und Hardware testen und einrichten, Praxisabläufe mit telemedizinischer Sprechstunde üben oder auch intersektoral den Ablauf von möglichen Austauschprozessen ausprobieren können.

Darüber hinaus spielt auch das Thema Datenschutz bei den neuen Beratungsangeboten eine wichtige Rolle. Denn ein nicht gesperrter Computerbildschirm bei Abwesenheit des Praxispersonals, frei zugängliche Serverräume oder der Abgleich persönlicher Daten an der Anmeldung können rasch zu einem Sicherheitsrisiko werden. Anhand eines digitalen Praxisrundgangs können Praxisinhaberinnen und -inhaber schauen, ob sie alle Tücken berücksichtigt haben und sich bei Bedarf dazu auch beraten lassen. Checklisten mit Hinweisen und Tipps zu Zuschuss- und Fördermöglichkeiten sowie eine Übersicht über aktuelle Veranstaltungsformate zu Digitalisierung und Gesundheit sowie Netzwerkangebote ergänzen das Angebot des KTE, das auch für interessiertes Fachpersonal oder Bürgerinnen und Bürger einzusehen ist unter www.ehealth-zentrum.deÖffnet sich in einem neuen Fenster

„Wir haben festgestellt, dass es bei den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten eine große Belastung durch bestehende und kommende Anforderungen des Gesetzgebers, Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten und nicht zuletzt durch Pandemie-Maßnahmen gibt“, sagte KTE-Geschäftsführer Armin Häuser. „Digitale Hilfsmittel können hier vielfach dazu dienen, Potenziale zu heben und Belastungen zu reduzieren. Unsere Beratungsangebote sollen hier Hilfestellungen geben.“

Mit 450.000 Euro fördert das Land Hessen 2021 das KTE Hessen, das an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) angesiedelt ist und dessen Direktorium aus Mitgliedern der THM und der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) besetzt ist. „Wir freuen uns über die Weiterentwicklung des KTE Hessen und bringen dort gerne weiter unsere medizinische und technische Expertise ein“, sagte JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee. „Die neue Fokussierung ist ein guter Startpunkt, um noch besser, individualisierter und kompetenter beraten zu können sowie Trends und Entwicklungsmöglichkeiten frühzeitig zu erkennen.“ Auch THM-Präsident Prof. Dr. Matthias Willems äußerte sich positiv: „Das KTE Hessen hat einen unmittelbaren praktischen Nutzen und kann kurzfristig und agil auf die Bedürfnisse im Gesundheitssystem und sich ändernde Rahmenbedingungen reagieren. Das hilft auch dabei, neue Kenntnisse zu gewinnen und weitere Projekte für die Zukunft zu identifizieren.“

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