Hessisches Ministerium für Digitalisierung und Innovation

Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus digital erkunden

Gedenkstätte Hadamar und Dokumentations- und Informationszentrum Stadtallendorf aus Digitalmilliarde gefördert

Am 27. Januar gedenkt Deutschland der Opfer des Nationalsozialismus. Auch in Hessen wurden tausende Menschen deportiert und ermordet. Als Orte des Erinnerns sind bislang eine Vielzahl kleinerer und größerer Gedenkstätten und Erinnerungsorte in Hessen entstanden, die ein kontinuierliches Bildungsangebot zur nationalsozialistischen Diktatur für Schulklassen, Jugend- und Erwachsenengruppen bereitstellen, aber auch Einzelbesuchern mit Führungen, Gesprächen und Materialien offenstehen. Hessens Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus förderte in den vergangenen drei Jahren die Digitalisierung von Angeboten dieser Gedenkstätten mit rund 236.000 Euro aus der Digitalmilliarde. „Gerade in der heutigen Zeit, in der wir vermehrt Rechtsextremismus und Antisemitismus in der Bevölkerung verzeichnen müssen, sind diese Gedenkstätten wichtiger denn je, um zu erinnern, zu lehren und zu mahnen“, so Digitalministerin Sinemus. „Die Digitalisierung der Angebote ist umso mehr ein wichtiger Schritt, als dass Besucherinnen und Besucher Zugang zu diesen Informationen erhalten, selbst wenn sie nicht vor Ort sein können, historische Bauten nicht mehr verfügbar sind oder das Angebot vor Ort aufgrund von Renovierungsarbeiten für Interessierte nicht möglich ist.“

Digitalisierungsförderung hat Arbeit der Gedenkstätte nachhaltig verändert

In den Jahren 2021 und 2022 konnte die Gedenkstätte Hadamar vom Programm „Digitalisierung der Gedenkstättenarbeit in Hessen“ profitieren und ihre Arbeit durch die Finanzierung der Digitalministerin, die von der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung (HLZ) auf- und umgesetzt wurde, nachhaltig modernisieren und flexibler gestalten. So wurde die Webseite der Gedenkstätte zu einer Informations- und Bildungsplattform weiterentwickelt, auf der Angehörige, Forschende sowie Besuchende oder Lehrkräfte die zur Verfügung gestellten Materialien zur Vor- und Nachbereitung des Besuchs umfangreich nutzen können. Insbesondere die Aufbereitung der Informationen in englischer sowie leichter Sprache ist eine große Bereicherung. Eine über die Förderung finanzierte siebenteilige Videoreihe, die insbesondere die Entwicklung der ehemaligen Tötungsanstalt Hadamar von der Vorgeschichte bis zur heutigen Gedenkstätte behandelt, wird ausgesprochen gut angenommen und von vielen Gruppen zur Vor- und Nachbereitung des Besuchs genutzt. Außerdem konnten dank der Förderung eine bessere Kontaktaufnahme durch Forschende und Angehörige sowie die Anschaffung umfangreicher digitaler Ausstattungen wie Videotechnik oder iPads für die Bildungsarbeit ermöglicht werden. „Die Digitalisierungsförderung des Landes Hessen hat die Arbeit der Gedenkstätte Hadamar nachhaltig verändert und in allen Arbeitsbereichen positiv beeinflusst“, so der Leiter der Gedenkstätte, Prof. Dr. Jan Erik Schulte.

„Digitale Rekonstruktion der ‚Bombenfüllstelle B‘“ im Dokumentations- und Informationszentrum Stadtallendorf (DIZ)

Zentraler Auftrag des Dokumentations- und Informationszentrum Stadtallendorf ist es, Opferorte zu erschließen und das heutige städtische Gelände von Stadtallendorf als ehemaliges NS-Sprengstoffwerk Allendorf erlebbar zu machen. Die Erinnerung an die tausenden Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus 27 Nationen und vor allem die tausend Jüdinnen aus Ungarn, die 1944 als Sklavenarbeiterinnen aus Auschwitz in die Sprengstoff-Werke Allendorf transportiert wurden, verbindet sich an dem Ort eng mit der Sicherung der historischen Produktionsstätten und Werksbunker. Der bedeutendste dieser Opferorte ist die Ende 1944 in Betrieb gegangene „Bombenfüllstelle B“. Sie wurde nach 1945 teilweise gesprengt und nur partiell umgebaut. Mittels der Förderung aus der Digitalmilliarde konnte der erhaltene Bestand digitalisiert werden. Die digitale Modellierung der gesprengten Teile ermöglicht zudem den virtuellen Besuch dieser Produktionsstätte in ihrer ursprünglichen Gesamtheit. Mit der digitalen Rekonstruktion erhalten die Erinnerungen der in der „Bombenfüllstelle B“ seinerzeit zur Arbeit gezwungenen ungarischen Jüdinnen aus Auschwitz eine Heimat.

„Mit Digitalisierung werden Orte und Geschehnisse der Vergangenheit erlebbar gemacht und eröffnen die Möglichkeit, die Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus digital zu erkunden“, so die Digitalministerin. „Damit wird Bildung und Verständnis in der Gesellschaft gefördert.“

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