Barbara Obermüller aus Darmstadt hat heute für ihr umfangreiches ehrenamtliches Engagement die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhalten. Die 86-Jährige engagiert sich seit Jahrzehnten in vielfältiger Weise für mehr Gleichberechtigung. Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus hat die Auszeichnung heute in der Hessischen Staatskanzlei in Wiesbaden ausgehändigt. „Wir brauchen starke Frauen, die sich mit Herzblut für mehr Gleichberechtigung einsetzen. Barbara Obermüller ist hier eine Pionierin. Vor dieser Leistung ziehe ich den Hut“, sagte Digitalministerin Sinemus bei der Ehrung. „Mit unserer Initiative ‚women go digital‘ setze ich mich für die Förderung junger Frauen ein. Denn wir brauchen mehr weibliches Wissen in allen gesellschaftlichen Bereichen, gerade in den digitalen und naturwissenschaftlichen Berufen.“
Barbara Obermüllers frauenpolitischer Blick entstand Ende der 1980er Jahre bei einem Wiedereingliederungs- und Orientierungskurs für erwerbslose Frauen bei der Frauen Selbsthilfe und Fortbildung e.V. in Darmstadt. Zudem war die Geehrte 1992 Mitbegründerin des nichtkommerziellen Frauenmagazins MATHILDE in Darmstadt, bei dem sie noch heute mitarbeitet. 1997 kandidierte die dreifache Mutter erstmals bei der Kommunalwahl für die Feministische Partei DIE FRAUEN in Darmstadt, die jedoch an der damals noch bestehenden Fünf-Prozent-Hürde scheiterte. 2001 gelang es ihr jedoch, einen Sitz im Stadtparlament zu gewinnen, den sie bis 2006 innehatte. Barbara Obermüller war damit die erste und bis dato einzige Frau, die für DIE FRAUEN in ein Parlament eingezogen ist. Für öffentliche Diskussionen sorgte unter anderem ihr Antrag für mehr geschlechterneutral verteilte öffentliche Finanzen in Musik und Kultur, um der schwachen Beteiligung von Komponistinnen bei den „Tagen für neue Musik“, der ungenügenden Präsenz von Autorinnen bei Lesungen und der geringen Anzahl ihrer Bücher beim „Buch des Monats“ entgegenzuwirken. Bereits bei der Besetzung des Programmbeirats sollte auf Geschlechterparität geachtet werden. Der Antrag scheiterte jedoch nach langer, kontroverser Debatte.
Zudem recherchierte die 86-Jährige intensiv zur weiblichen Seite der Ur- und Frühgeschichte mit einem besonderen Blick auf Hessen und publizierte dies in ihrem gleichnamigen Buch, das 2014 im Christel Göttert Verlag erschienen ist. Dieses bietet einen tiefen Einblick in die weibliche Seite der Kulturgeschichte. Die Publikation bekam herausragende Kritiken und Pressestimmen.
Hintergrund Bundesverdienstkreuz
Der damalige Bundespräsident Theodor Heuss stiftete im Jahr 1951 den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Er wird für besondere Verdienste um die Bundesrepublik Deutschland sowie für Leistungen im politischen, wirtschaftlichen, sozialen und geistigen Bereich verliehen. Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland wird in acht Stufen verliehen. Im Folgenden sind sie nach Höhe der Stufen geordnet, beginnend mit der niedrigsten: Verdienstmedaille, Verdienstkreuz am Bande (umgangssprachlich: „Bundesverdienstkreuz“), Verdienstkreuz 1. Klasse, Großes Verdienstkreuz, Großes Verdienstkreuz mit Stern, Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband, Großkreuz sowie Sonderstufe des Großkreuzes.