Um die Qualität im Verarbeitungsprozess sicherzustellen, bedient sich die kunststoffverarbeitende Industrie eines Kniffs- dem sogenannten digitalen Zwilling, der an der Universität Kassel erforscht und gelehrt wird. Das Projekt „Digital Twin of Injection Molding (DIM)“ wird jetzt mit rund 500.000 Euro vom Land Hessen gefördert.
Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus lobt: „Das Vorhaben liegt ganz auf der Linie der Innovationsstrategie „Stärken, stärken!“ des Landes Hessen und trägt wesentlich zur Verbesserung der digitalen Transformation im hessischen Mittelstand bei. Durch die Transfermaßnahmen wird die Vernetzung der Universität Kassel mit der produzierenden Industrie im Bereich Industrie 4.0 weiter ausgebaut, was auch die regionale Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Kassel stärkt.“
Kleine und mittlere Unternehmen sollen gestärkt werden
DIM ist ein Wissens- und Technologietransfervorhaben an den Standorten des Fachgebiets für Kunststofftechnik sowie Mess- und Regelungstechnik der Universität Kassel. Die Fördermittel für das dreijährige Projekt stammen zur Hälfte aus dem EU-Förderprogramm EFRE und zu 40 Prozent aus dem Förderprogramm Distr@l des Landes Hessen. Ziel des Projektes an der Universität Kassel ist es, kleine und mittlere Unternehmen im Wettbewerb zu stärken, indem diese Digitale Zwillinge (Digital Twins) ihrer Produktionsanlagen bilden können. Anhand der Modelle sollen Störungen oder Einflüsse auf die Werkstoffkennwerte, wie Einspritzgeschwindigkeit oder wechselnde Temperaturen errechnet und angepasst werden. Die Arbeit mit Digitalen Zwillingen ermöglicht auch eine Verringerung des Ausschusses im Produktionsprozess sowie den Einsatz von Recyclaten und Biopolymeren. Neben einer Reduzierung von Energie und Rohstoffen trägt das Projekt damit auch zur Erreichung der Klimaziele durch eine CO 2 -neutralere Produktion bei.
Die Projektverantwortlichen und Leiter der Fachgebiete Mess- und Regelungstechnik sowie Kunststofftechnik, Prof. Dr.-Ing. Andreas Kroll und Prof. Dr.-Ing. Hans-Peter Heim, freuen sich über die bewilligte Förderung. „Durch das interdisziplinäre Verbundprojekt der beiden Fachgebiete werden insbesondere Methoden des maschinellen Lernens aufbereitet und transferiert sowie ein Spritzgießmaschinen-Demonstrator aufgebaut. Wir bedanken uns für die Förderung mit Distr@l- und EFRE-Mitteln, durch die eine neue strategische Zusammenarbeit begründet werden soll“, so Kroll. Mit der Förderung des Landes Hessen werden neben der Hilfe zur Erhöhung des Automatisierungsgrades auch der aus den Forschungen resultierende Wissens- und Technologietransfer sowie der Aufbau eines digitalen Bildungsangebotes rund um Spritzgießprozesse finanziell unterstützt.
Fördervolumen liegt über 10 Millionen Euro
„Wir wollen, dass aus kreativen Ideen, Lösungen werden, die zu einer Erleichterung und Verbesserung im Alltag beitragen können“, betont Digitalministerin Sinemus. Dass vor allem kleine und mittlere Unternehmen sich dem digitalen Wandel stellen wollen, zeige auch die große Resonanz auf das Distr@l-Förderprogramm. „Bis heute sind bereits mehr als 450 Anfragen und knapp 260 Konzepte eingegangen. Bewilligt wurden bisher 39 Projekte mit einem Gesamtfördervolumen von über 10 Millionen Euro. Aktuell befinden sich 21 weitere Projekte mit einem Bewilligungsvolumen von über 6 Millionen Euro im Antragsverfahren“.
Mit dem Förderprogramm Distr@l adressiert das Land Hessen angewandte Forschungs- und Entwicklungsprojekte im digitalen Bereich. Die antragsberechtigen Zielgruppen erstrecken sich von kleinen und mittleren Unternehmen über Start-ups bis hin zu Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Gefördert werden Einzel- sowie Verbundvorhaben, die den Stand der digitalen Technik signifikant erhöhen. Das Förderprogramm ist explizit themenoffen konzipiert und legt den Fokus auf digitale anwendungsbezogene Vorhaben. Mit den vier Förderlinien stellt das Programm ein einzigartiges Fördersystem dar, das zielgruppenorientiert auf die Herausforderungen der digitalen Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft reagiert und sich komplementär in die Förderlandschaft des Landes einfügt. Dieses breite Angebot von Machbarkeitsstudien (Förderlinie 1), über digitale Produkt- und Prozessinnovationen (Förderlinie 2) und Wissens- und Technologietransfer (Förderlinie 3) bis hin zu Spin-off-Förderung an Hochschulen sowie Wachstumsförderung in Start-ups (Förderlinie 4) ermöglicht es, neue Lösungen und Projektideen im Kontext digitaler Technologien zu gestalten und umzusetzen.