Online einkaufen, E-Mails schicken, Fotos auf Social Media teilen oder per Video telefonieren: Das ist kein Hexenwerk, wenn man weiß, wie’s geht. Junge Menschen, die sich in einem Freiwilligen Sozialen Jahr für die Gesellschaft engagieren wollen, können ihre Kompetenz rund um Smartphone und Co. ab September an Bewohnerinnen und Bewohner in Seniorenheimen oder Pflege- und Behinderteneinrichtungen weitergeben. Die Hessische Landesregierung startet dafür das Pilotprojekt „Freiwilliges Soziales Jahr – Hessen digital“. Der Chef der Staatskanzlei, Staatsminister Axel Wintermeyer, und die Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung, Prof. Dr. Kristina Sinemus, haben heute einen Förderbescheid über 54.000 Euro an den Projektträger auf den Weg gebracht. Die gemeinnützige Volunta GmbH setzt das hessenweite Programm um. Das Projekt ist hinsichtlich der Ausrichtung als Freiwilliges Soziales Jahr mit digitalem Schwerpunkt in Seniorenheimen, Pflege- und Behinderteneinrichtungen und der Ausstattung der Einrichtungen mit Tablets bundesweit einmalig.
„Die digitale Welt bietet viele Chancen – gerade auch für ältere Menschen. Nachdem das Land im Sommer 2020 den Alten- und Pflegheimen 10.000 Tablets zur Verfügung gestellt hat und mit den Kampagnen ‚#deinehrenamt‘ sowie ,Ehrenamt digitalisiert‘ gemeinnütziges Engagement intensiv fördert, gehen wir heute mit ,Hessen digital‘ den nächsten Schritt. Wir wollen dazu beitragen, dass Menschen Berührungsängste abbauen, die Online-Welt mit all ihren Facetten für sich entdecken und ihre Vorteile nutzen. Die Corona-Krise und die damit verbundenen Einschränkungen bei sozialen Kontakten zeigt, wie wichtig es ist, auch Ältere digital mitzunehmen und ihnen das nötige Rüstzeug zu vermitteln. Wenn dies in einem generationenübergreifenden Austausch geschieht wie bei unserem Programm ‚Hessen digital‘, dann leisten wir auch einen Beitrag für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Das ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten“, sagten Staatsminister Wintermeyer und Digitalministerin Sinemus.
Hessenweit fördert die Landesregierung bis zu 30 FSJ-Plätze mit digitalem Schwerpunkt für die Dauer von einem Jahr. Dabei werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mehrere Schulungsmodule absolvieren. In den stationären Einrichtungen sollen sie ältere Menschen in ihrer vertrauten Umgebung behutsam an die für sie oft neue Technik heranführen und so ihre Medienkompetenz stärken. Die Bandbreite der Möglichkeiten ist weit: Die „Digital Natives“ können ihre Schützlinge auf einen virtuellen Museums-Besuch mitnehmen, die digitale Onleihe der Hessischen Bibliotheken nutzen, gemeinsam Musik über einen Streaming-Dienst hören, ihnen die Nutzung einer Gesundheits-App erklären oder die digitale Kontaktpflege mit den Enkeln unterstützen.
„Das Projekt verbindet viele Bereiche, die mir sehr am Herzen liegen“, betonte Wintermeyer. „Das Ehrenamt ist ein starkes Fundament, auf dem unsere Gesellschaft ruht. Wir unterstützen es in seiner ganzen Vielfalt und gehen immer wieder auch neue Wege. Dieses Jahr wollen wir einen besonderen Fokus auf eine junge Zielgruppe legen. Durch ‚Hessen digital‘ fühlen sich vielleicht auch junge Menschen angesprochen, die vorher noch nicht über ein ehrenamtliches Engagement in einer sozialen Einrichtung nachgedacht haben. Sie erhalten einen wertvollen Einblick in die dort geleistete Arbeit und helfen Älteren, ein selbstbestimmtes Leben zu führen – on- und offline. Das ist für mich als Demografiebeauftragter der Landesregierung ein Aspekt, der mich besonders bewegt.“
Die Digitalministerin erläuterte, dass die Landesregierung allen die Teilhabe an der digitalen Zukunft ermöglichen möchte. „Die Digitalisierung soll den Menschen dienen und nicht umgekehrt. Um die Pflegebedürftigen in den Einrichtungen zu unterstützen und gleichzeitig damit das Personal zu entlasten, möchten wir die junge und internetaffine Generation ermutigen, ihre digitalen Kompetenzen an die Älteren in unserer Gesellschaft weiterzugeben und gleichzeitig von der älteren Generation und deren Erfahrungen zu lernen. Mit diesem in dieser Art bundesweit einmaligen Pilotprojekt möchten wir Pflegebedürftigen helfen, ihren Alltag erleichtern und vor allem Kontakte ermöglichen. Für uns ist es sehr wichtig, dass auch ältere Menschen durch bedarfsgerechte digitale Angebote unterstützt werden, die der Vereinsamung und sozialen Isolation entgegenwirken“, betonte Sinemus.
„Der Förderbescheid ist eine sehr gute Nachricht für Volunta und ein wichtiges Signal für das Freiwillige Soziale Jahr. Er zeigt, dass die Freiwilligendienste ganz hervorragend in unsere zunehmend digitalisierte Welt passen und es sich lohnt, Freiwilligendienste anders zu denken. Das FSJ Digital ist einerseits eine gute Lösung für die digitale Kompetenzentwicklung der Teilnehmenden im FSJ, andererseits weckt es bei unterschiedlichen Menschen und Altersgruppen Interesse an neuen Medien. Wir greifen mit der Landesregierung aktiv zwei große Themen unserer Zeit auf: den Generationendialog und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Angesichts der anhaltenden Corona-Pandemie ist dies für die jüngere und ältere Generation ein großer Gewinn“, sagte Volunta-Geschäftsführer Peter Battenberg.
Hintergrund
Das „Freiwillige Soziale Jahr – Hessen digital“ startet im September. Junge Menschen, die nicht älter als 26 Jahre alt sind, und stationäre Alten- und Pflegeheime sowie Einrichtungen für Menschen mit Behinderung aus ganz Hessen, die Interesse an einer Teilnahme am Pilotprojekt haben, können sich bei der gemeinnützigen Volunta GmbH mit Sitz in Wiesbaden melden. Informationen gibt es im Netz unter www.volunta.deÖffnet sich in einem neuen Fenster oder am Telefon unter 0611 95249000. Das Unternehmen, ein Träger für Freiwilligendienste des Deutschen Roten Kreuzes, vermittelt, berät und begleitet Freiwillige und ihre Einsatzstellen während des Freiwilligen Sozialen Jahres.